Für uns war ein Besuch des Wasserwerks Thugunui natürlich unerlässlich während unseres Aufenthalts hier im Riftvalley. Wir suchten uns einen einigermassen wettersicheren Tag aus, um mit Ruth nach Thugunui hochzufahren. Bei Regen wäre es unmöglich, überhaupt hochzukommen – allein unter guten Wettervoraussetzungen stellt die gewundene, mit Schlaglöchern und tiefen Fahrrinnen bespickte Bergstrasse eine echte Herausforderung dar!

 

Diese Wasserstation auf knapp 3000 m über Meereshöhe wurde 2006 unter der Federführung von Ruth Schäfer projektiert und kam im November 2007 zum Abschluss. Das Grundwasser wird durch ein Bohrloch aus 205 m Tiefe hochgepumpt. Im Wasserwerkhäuschen darüber ist die Dieselpumpe untergebracht, ebenso das Zählwerk des Wasserverbrauchs, ein kleines Büro für den Wasserwerkmeister sowie seine Unterkunft. Der Wasserhahn für die Abgabe ist ausserhalb und gut zugänglich angebracht. Das Wasserwerk wird von einem schmucken Gärtchen umrahmt (bestellt durch den Wasserwerkmeister) und das ganze Anwesen gleicht in seinem Charakter auffallend dem Rheinvalley-Hospital; wie könnte es auch anders sein!

Die Station gewährleistet Trinkwasser für die Bergbevölkerung der Umgebung. Jede Familie wird mit allen Familienmitgliedern (mit allen drei Namen jeder Person), mit der ID-Nummer des Personalausweises und mit dem Wohnort registriert. Für jede Person dürfen bei Vorweisen der Registrationsmarke kostenlos 20 Liter Wasser pro Tag bezogen werden, wobei auch ein Familienmitglied für die anderen das Wasser holen darf. Der Wasserwerkchef Gideon erklärte uns diese Handhabung ausführlich und erläuterte uns dabei seine genaue Buchhaltung. Wie wir es im Spital beim Medikamentenvorrat schon gesehen haben, wird auch hier seriöse doppelte Buchhaltung geführt über den Wasserverbrauch beim Zähler und der schriftlich festgehaltenen Wasserabgabe an die Bevölkerung. Selbst kleinere Kinder kommen, um Wasser für ihre Familie zu holen und sie tragen Wasserkanister mit einem Gewicht von über 20 Kilo über einige Kilometer weit nach Hause, und dies in berggängigem Gebiet. Einmal mehr sind wir sehr beeindruckt von einer Tatsache, welche in unserer Heimat undenkbar wäre!

Das gleiche Prozedere der Wasserversorgung ist ca. 700 m unterhalb, im RVH-Spital in Kasambara ebenfalls rege im Gange, dies bereits seit der Spitaleröffnung im Jahr 2004. Hier führt der Security-Verantwortliche beim Gate die Buchhaltung über das abgegebene Wasser.

Die Bergbevölkerung ist sehr dankbar für diese grosse Erleichterung in der Wasserversorgung – dies zeigt sich auch darin, dass Ruth alle Menschen, denen wir auf unserer abenteuerlichen Fahrt begegneten, freudig winkten und „Jambo Mama Matata“ zuriefen.

Nakuru, September 2012, Gabi Senn und Claudia Callegher

Gabi Senn und Claudia Callegher als Volontaires im RVH: Claudia Callegher absolviert in Zusammenhang mit dem Bildungsurlaub in ihrem Lehrerberuf ein zweiwöchiges Praktikum im RVH. Ihre Schwester Gabi Senn begleitet sie, nachdem sie das RVH bereits in den Jahren 2007 und 2008 besucht hat.